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Lesegottesdienst für Sonntag, den 24. Januar 2021

3. SONNTAG NACH EPIPHANIAS

Einleitung

Wenn sich die Herrlichkeit Gottes offenbart, bleibt nichts, wie es war. Dieser Gedanke von Epiphanias setzt sich in die Sonntage danach weiter durch: Mit Gott – durch Gott kommt Veränderung in die Welt. Etwas Neues kann geschehen. Die Vollendung dieses Neuen steht aber noch aus.

So fasst es der Wochenspruch aus dem Lukasevangelium im 13. Kapitel, Vers 29 zusammen: Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

Psalm 86,1-2.5-11

Evangelium: Matthäus 8,5-15

Ein namenloser Hauptmann hält Fürbitte für einen seiner Untergebenen. Denn dieser Knecht ist krank. Der Hauptmann glaubt und vertraut, dass Jesu Kraft seinen Diener retten kann.

 

 

Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater,

den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

und das ewige Leben.

Amen.

 

 

Predigt

Text Rut 1,1-19a

Liebe Gemeinde, Menschen aus Kirch-Göns und Pohl-Göns oder aus anderen Dörfern und Städten,

das erste, was mir einfiel, war: ah ja, dieser Spruch „ Wo du hingehst, da will auch ich hingehn...“ – der ist mir immer wieder als Spruch begegnet, den sich Hochzeitspaare ausgesucht haben. Wahrscheinlich weil sie darin ein besonderes Beispiel von Treue gesehen haben – ich bleibe bei dir, egal was geschieht. Das entspricht ja auch dem Eheversprechen beieinander zu bleiben in guten und in bösen Tagen.

Also, diese Geschichte von den Frauen Noomi und Rut. Anrührend – aber bestenfalls eben nur lieblich, wie schon Goethe zu dem Text vermerkt hat!? Was für starke Frauen, die Noomi und diese Rut.

Eine, der nichts anderes übrigblieb, als sich immer wieder dem Schicksal, den widrigen Umständen, zu stellen. Eine Witwe mit ausländischen Wurzeln. Also auch noch ein Flüchtling. Wirtschaftsflüchtling würden wohl so manche unbarmherzigen Zeitgenossen heute sagen.

Sie litt unter Hunger, den es gab kein Brot mehr in Bethlehem, im „Haus des Brotes“. Sie war eine Angeheiratete in einer Kleinst-Sippe. Einer Kleinst-Sippe, deren Nachkommenschaft offenbar versiegt und der, einer nach dem anderen, alle Männer weggestorben sind.

Trotz allem, diese Noomi, die ja durch ihre Schicksalsschläge auch hätte verhärtet und verbittert sein können, zeigte sich barmherzig! Sie stellte ihre eigenen Bedürfnisse zurück um den Schwiegertöchtern ein besseres Leben, ein weniger hartes Los, zu ermöglichen. Also nicht dieses: was habe ich alles für euch getan, auf was habe ich alles verzichtet – jetzt seid ihr dran für mich da zu sein. Da mögen bei Ihnen und bei Euch, liebe Leserinnen und Leser, ganz eigene Gedanken und Erfahrungen aufkommen.

Ich möchte den Blick in dieser Erzählung von den Frauen Noomi und Rut mal auf einen anderen Aspekt lenken.

Wer den Text genau liest oder hört, wird nicht umhin können zu bemerken, dass es die Frauen, natürlich auch ihre Familien, in einer Notsituation sind, die auch heute Abermillionen Menschen erleiden, die unzählige Menschen zur Flucht zwingen. HUNGER! Hungersnot.

Hunger, damit meine ich nicht den von uns Pfarrer/innen so gern postulierten spirituellen Hunger. Auch nicht den vorübergehenden Hunger, den wir manchmal erleben. Nein, es geht um den richtigen Hunger!

Aus Berichten von Menschen, die das erlebt haben, aus den Beschreibungen von Helfer/innen vor Ort wird dieser Hunger beschrieben:

Hunger ist nagend, zermürbt, macht ungeduldig, lässt den hungernden Menschen in seiner Verzweiflung aufbrausend sein, versetzt in Panik.

Körperlich verbunden mit Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen, mangelnder Konzentrationsfähigkeit, Sehstörungen, die Muskeln erschlaffen, Müdigkeit und Erschöpfung, das Immunsystem wird zunehmend geschwächt, schließlich immer mehr Apathie, Teilnahmslosigkeit.

Also: Wissen wir eigentlich, wenn wir von Hunger reden, von was wir da reden? Haben wir wirklich Sprache dafür, gar aus eigener Erfahrung?

Wir haben´s warm, mehr als genug zu essen und zu trinken haben wir, wir Pfarrerinnen und Pfarrer beispielsweise – das trifft aber auch auf andere zu - können sicher sein, dass regelmäßig Geld von der Kirche kommt.

Wir sind betroffen, wenn wir Bilder von hungernden, verhungernden und verhungerten Menschen im Fernsehen oder anderen Medien sehen. Wir rufen immer mal wieder in Gottesdiensten oder auf andere Weise Menschen auf für die Hungernden dieser Welt zu spenden.

Doch wie stellen wir uns als Kirche wirklich zu diesem Problem?

Im 6. Kapitel des Markusevangeliums gibt es eine Speisungsgeschichte, die „Speisung der 5000“. Da geht es um den Hunger von sehr vielen Menschen, um eine Hungersnot. Der eigentliche Kern dieser Geschichte ist nicht eine Wundertat Jesu, die es zu bestaunen gilt, sondern, dass diese unter Hunger leidenden Menschen bei Jesus Erbarmen auslösten. Und zwar ein Erbarmen, das sich nicht in mitleidigen Worten erschöpft, sondern in einem helfenden Handeln. Teilen sollen jene, die etwas haben mit denen, die nichts haben.

Das ist für uns als Christinnen und Christen, für uns als Kirche, die wir besondere Verantwortung tragen, für unsere Glaubwürdigkeit als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu existentiell wichtig.

Wir werden, gerade auch von denen die so unsäglich leiden, und auch von Gott, nicht an unseren bittenden Verlautbarungen, sondern an unserem tätigen Erbarmen gemessen werden. Es stimmt mich tieftraurig, dass am vergangenen Weihnachtsfest – trotz digitalem Aufruf – so sehr viel weniger an Spenden für „Brot für die Welt“ festgestellt werden musste. Es macht mich wütend, dass immer noch und immer wieder die Weigerung zu spenden damit begründet wird, man wisse nicht genau, was mit dem Geld geschehe. Sorry, das ist Bullshit! Das lässt sich in den Berichten nachlesen, so man sich wirklich informieren und nicht nur sein Nichtstun verschleiern will. Wir müssen in allen Begegnungen – vom Gottesdienst bis in den privaten Bereich hinein dazu auffordern, dass Menschen, die hungern geholfen wird, durch Spenden, aber auch dadurch, dass sie Aufnahme finden dort, wo es mehr als genug gibt.

Beth-Lehem – Haus des Brotes. Dort ist Jesus geboren. Es ist ja gerade mal vier Wochen her, dass wir seine Geburt feierten. Der wurde im Haus des Brotes geboren, der später von sich sagte: „Jesus Christus spricht: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“

Wo Hunger herrscht, da braucht es Solidarität. Solidarität heißt Zusammenhalten, sich gegenseitig beistehen. So wie Rut ihre Schwiegermutter in ihrer elenden Not nicht einfach sich selbst überlassen hat, so können – dürfen – sollten – müssen wir als Nachfolgerinnen Jesu Christi denen beistehen, die Not leiden, die hungern, nach wenigstens so viel Essen, dass Eltern und Kinder satt werden können, nach sauberem Wasser, nach Wärme um sich keine Erfrierungen zu holen.

Eingangs erwähnte ich die Barmherzigkeit der alten Witwe Noomi. Erinnern wir uns immer mal wieder an die Jahreslosung:

„Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Lukas 6,36

Barmherzigkeit ist letztlich Nächstenliebe, die sich in Taten erweist. Wer barmherzig ist, der lässt sich von der Not eines Mitmenschen anrühren und hilft ihm – und zwar vollkommen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Religion, Weltanschauung oder was auch sonst noch als Unterscheidungsmerkmal nicht nur genutzt sondern auch missbraucht wird.

Und am Ende wird die Verheißung Jesu aus seinen Seligpreisungen erfahrbar werden: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ (Matthäus 5,7)

Und der Friede Gottes, der so viel höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen

 

 

Dank- und Fürbittengebet

Es wird die Zeit kommen, guter Gott, da versammelst du die Deinen an einem Tisch; mit Brot und Wein als Zeichen deiner Gemeinschaft und Nähe.

Wir bitten dich heute für uns: Lass dein Wort und deine Hoffnung stark in uns werden. Dass wir befreit werden von einem Blick, der nur uns selbst gilt.

Schenke uns Kraft und Mut das zu tun, das vor uns liegt: den Nächsten im Blick.

Sende zu den Kranken, Armen und Hoffnungslosen Menschen, die sie stützen, pflegen und ihnen erzählen können vom Reiche Gottes.

Stütze die, die dich nicht kennen und führe sie zur Erkenntnis deiner Größe. So können auch sie etwas weitergeben von der Hoffnung, die sich in deinem Namen findet.

Wenn wir nicht mehr weiterkönnen, gibt uns die Kraft, uns dir ganz zu überantworten: ohne Sicherheitsnetz und ohne Rückversicherung. Erinnere uns an die Worte Ruts, wenn es bei uns soweit ist.

Alle unsere Bitten, all unseren Dank legen wir in das Gebet, welches uns dein Sohn selbst gelehrt hat:

 

Vater unser

Vater Unser im Himmel

Geheiligt werde dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe

wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Und führe uns nicht in Versuchung

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit

Amen

 

 

Bekanntmachungen

Spenden für „Brot für die Welt“ oder anderes, wo gehungert wird (Jemen, Afghanistan…)

Segen


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